Der neue französische Präsident und Bitcoin und Blockchain und so
Frankreich hat gewählt. No Le Pen, no Frexit. Emmanuel Macron, 39 Jahre alt, Ex-Banker, Ex-Finanzminister, hat mit seiner 2016 gegründeten Partei “En Marche” den Wahlkampf zum französischen Staatsführer gewonnen. Was bedeutet das für Bitcoin und Blockchain? Wir haben ein Commitment zur Blockchain, ein Foto mit einer Ledger Blue, und Fake News über einen Darknet-Deal.
Wow. Was für eine Wahl. Weite Teile von Europa atmen auf, dass es nicht Le Pen wurde, sondern Emanuel Macron, womit der weitere Verfall der EU, zumindest diesmal, aufgehalten wurde. Frankreich bleibt das Herz der Staatengemeinschaft.
Manche Bitcoin-Blogger hatten vor der Wahl schon darüber spekuliert, in welche Höhen ein Frexit unter Le Pen den Bitcoin-Preis schießen könnte: “Wenn Frankreich den Frexit macht, wird der Bitcoin-Preis auf neue Rekordhöhen steigen. Die Unsicherheit über den Wert von Euro und France würde die Nachfrage nach Kryptowährungen am Tag nach dem Frexit Referendum ansteigen lassen.”
Vermutlich wäre da etwas dran gewesen: Le Pen hatte angekündigt, den Euro durch einen Korb nationaler Währungen zu ersetzen und, wenn nötig, auch Kapitalkontrollen einzuführen und Bitcoin zu verbieten. Die Kombination von währungspolitischer Unsicherheit und Kapitalkontrolle hat sich in der Vergangenheit als zuverlässiges Rezept erwiesen, um die Nachfrage nach Bitcoins anzuheizen. Dies zeigten etwa Venezuela, Nigeria und die Türkei.
Mit Macron ist der Frexit jedoch abgeblasen. Europa ist größtenteils erleichtert, während manche Bitcoin-Spekulanten vielleicht enttäuscht sind. Aber mal abgesehen davon, dass Macron nicht Le Pen ist – was bedeutet die Wahl des 39-jährigen Ex-Bankers und seiner erst 2016 gegründeten Partei “En Marche” für Bitcoin und Blockchain?
Zum einen ist Macron offen für Blockchain im Finanzwesen. Noch als Wirtschaftsminister hat er auf einer Konferenz in Bercy, Ende März 2016, angekündigt, die gesetzlichen Bedingungen für den Einsatz von Blockchain zur Finanzierung von kleinen und mittleren Unternehmen zu lockern. Was er genau gesagt hat, kann ich nicht nachvollziehen, aber es könnte dahin gehen, dass Macron Blockchains für Crowdfunding und Anleihemärkte für eine gute Idee hält. Wenn ja, wäre das eine spannende und für Europa notwendige Bereitschaft, sich auf das Potenzial neuer Technologien einzulassen.
Macron ist schon eine interessante Persönlichkeit. Er ist mit seiner 25 Jahre älteren Lateinlehrerin verheiratet, die er als 15-Jähriger auf dem Jesuitengymnasium kennenlernte. Er erhielt Preise fürs Klavierspiel, wurde Direktor im Finanzministerium, hat danach als Investmentbanker – ausgerechnet bei Rothschild, in Paris – eine der größten Übernahmen der letzten Jahre gemanagt, wurde unter Hollande Wirtschaftsminister, und hat 2016 die Partei “En Marche” gegründet, um als Präsidentschaftskandidat anzutreten. Mit Erfolg, wie sich nun zeigt. Schon ein Überflieger.
Auf den Bitcoin-Foren kursiert derzeit ein Foto, das Ledger getwittert hat. Ledger ist ein französischer Hersteller von Hardware-Wallets. Das Foto zeigt Macron mit einer Ledger Blue:
French Minister of Economy @EmmanuelMacron hodling the Ledger Blue, next generation blockchain security device pic.twitter.com/puSCNxGYLp
— Ledger (@LedgerHQ) March 24, 2016
Macron hält also ein Gerät in der Hand, mit dem man Bitcoins speichern kann. Hat er es gekauft? Benutzt er es? Der Hintergrund ist nicht so spannend wie erwartet: Auf reddit erklärt ein Mitarbeiter von Ledger, dass Macron eine Rede auf dem Cap Digital im März letzten Jahres gehalten hat. Ein Vertriebler von Ledger hatte Macron das Gerät in die Hand gegeben und ein Foto geschossen. “Sich mit zufälligen französischen Dingen fotografieren zu lassen war Teil seines Jobs als Finanzminister und allgemeiner Repräsentant französischer Technik. Sorry, er ist noch kein Bitcoin Maximalist, aber wir können daran arbeiten.”
Zuletzt haben wir noch die obligatorische Schmutzkampagne. Seit der Wahl von Donald Trump gehört es offenbar zum guten Ton im Wahlkampf, kurz vor dem Urnengang Leaks zu veröffentlichen, die ein besonders scheußliches Bild eines Kandidatens zeigen. Im Web ist ein Stoß Dokumente zu Macron aufgetaucht. WikiLeaks hat darauf verlinkt und begonnen, die Leaks für die eigene Veröffentlichung zu prüfen. Die Französischen Medien haben über diese Leaks geschwiegen, weil es so kurz vor der Wahl nicht erlaubt ist, über die Kandidaten zu berichten.
In den Leaks stehen angeblich Informationen, wie korrupt Macron ist und wie er und seine Partei Steuern hinterzogen haben. Darunter ist auch ein Screenshot, der angeblich zeigt, wie Macron bzw. einer seiner Helfer mit Bitcoin auf einem Darknet-Markt die Designer-Droge 3MMC gekauft habe – inklusive Nachweis der Transaktion auf der Blockchain. Mitarbeiter von Macrons Wahlkampfteam haben bereits eingeräumt, dass einige der Leaks authentisch sind. Andere jedoch seien gefälscht. WikiLeaks hat bestätigt, dass nicht alle Dokumente sauber sind, in den Dateien wurden Nachweise von Manipulationen mit russischer Word-Software entdeckt. Da Wladimir Putin ja ohnehin schon Marine Le Pens Front National unterstützt, sind Spekulationen auf eine Beteiligung russischer Cyber-Geheimdienste nicht so weit hergeholt.
Wie auch immer: Ich bin überzeugt, dass Frankreichs neuer Präsident die europäische Politik bereichern wird. Und hoffentlich auch die europäische Bitcoin- und Blockchain-Wirtschaft.Filed under: Deutsch Tagged: Blockchain, Frankreich, Ledger, Politik
Source: Bitcoin Blog