Während der Preis von Bitcoin Cash am Wochenende wieder gestiegen ist, verfestigen sich die Pläne, am 13. November per Hardfork die Anpassung der Difficulty zu reparieren. Falls die Kryptowährung ernst genommen werden will, ist das auch dringend notwendig.
Am Wochenende stieg der Kurs von Bitcoin Cash (BCH) von 320 auf 440 Dollar oder von 0,054 auf 0,071 Bitcoin (BTC). Dieser massive Anstieg wird von einem immer wahrscheinlicheren Scheitern der SegWit2x-Hardfork sowie von der Idee von Bitcoin.com orchestriert, dass Bitcoin Cash “der wahre Bitcoin” sei.
Tatsächlich aber ignoriert all dies, dass der Difficulty Algorithmus von Bitcoin Cash fürchterlich kaputt ist. Um zu verstehen, worum es geht, müssen wir ein kleines Stückchen ausholen: Bitcoin passt die Schwierigkeit des Minings alle 2018 Blöcke – etwa alle zwei Wochen – so an, dass etwa ein Block in zehn Minuten erzeugt wird. So weit so gut. Sobald es aber zwei Coins gibt, die um die Miner mit demselben Algorithmus konkurrieren, wird diese Anpassung zur Falle für den schwächeren – d.h.: günstigeren – Coin: Die Miner wandern in Scharen zu der profitableren Währung ab, doch die Difficulty bleibt für 2018 Blöcke hoch. Damit dauert es länger, bis neue Blöcke gefunden wird, und die Blockchain friert ein. Dies kann im Extremfall dazu führen, dass es überhaupt keine neuen Blöcke mehr gibt.
Um Bitcoin Cash vor dieser Gefahr zu schützen, haben die Entwickler die sogenannte “EDA” implementiert, die “Emergeny Difficulty Adjustment”, übersetzt “Notfall-Anpassung der Schwierigkeit”: Wenn die letzten sechs Blöcke in mehr als 12 Stunden gefunden wurden, wird die Schwierigkeit des Minings um 20 Prozent gesenkt.
Die EDA war erfolgreich darin, das Überleben von Bitcoin Cash zu sichern. Sie war jedoch ein grandioser Griff ins Klo, wenn es darum ging, die Blockintervalle stabil zu halten. Seit der Geburt von Bitcoin Cash am 1. August wechseln sich Perioden der “Eiszeit”, in der nur alle paar Stunden ein Block gefunden wird, mit Blitz-Perioden ab, die von einer Serie von EDAs ausgelöst werden und das Blockintervall zum Teil auf weniger als eine Minute senken. Ein unangenehmer Nebeneffekt ist, dass seit August knapp 8.000 Bitcoin Cash Blöcke – oder rund 100.000 Geldeinheiten – zuviel gefunden wurden. Bitcoin Cash hat damit eine deutlich höhere Inflationsrate als Bitcoin.
Um dieses Desaster zu reparieren, planen die Bitcoin Cash Entwickler einen Hardfork am 13. November, die den Difficulty Algorithmus ändern wird. Zum derzeitigen Zeitpunkt ist allerdings noch nicht ganz klar, für welchen Vorschlag sich die Entwickler entscheiden wird. Mit Vorschlägen von Tom Zander (Classic), Amaury Séchet (ABC), Neil Booth (Unlimited) und Tom Harding (XT) hat jedes am Bitcoin Cash beteiligte Entwicklerteam ein Proposal eingereicht. Nun gilt es, sich zügig für eines zu entscheiden und dieses umzusetzen.
Die konkreten Vorschläge bestehen vor allem aus mathematischen Formeln, die versuchen, ein stabiles Blockintervall von 600 Sekunden zu erreichen, das sich flexibel an die Hashrate anpasst, aber nicht so komplex ist, dass SPV-Wallets es nicht mehr verstehen. Das Kernproblem liegt darin, die richtige Balance zwischen flexibler Anpassung und Stabilität zu finden. Ausführlich beschrieben sind die Vorschläge von Amaury Séchet, Neil Booth und Tom Harding. Tests, die mit Simulationen von Neil Booth und Tom Harding durchgeführt worden sind, zeigen, dass wohl Hardings Vorschlag ideale Ergebnisse liefert, weil er die hohe Flexibilität von Séchets und die Stabilität von Booths Algorithmus verbindet.
Zum selben Schluss kommt der Entwickler Scott Roberts. Er hat bereits Erfahrungen mit von Altcoins erprobten flexiblen Difficulty-Algorithmen wie Digishield gemacht und wollte vorschlagen, eine angepasste Version von  Digishield v.3 einzusetzen – kommt aber zum Schluss, dass Tom Hardings Algorithmus noch besser funktioniert. “Ich hoffe, die anderen Entwickler werden zustimmen: ‘Das ist es’.”
Wenn dies gelingt – wenn Bitcoin Cash eine funktionierende, flexible Anpassung der Difficulty im November implementiert – hat die Kryptowährung gute Chancen, erheblich davon zu profitieren, dass Bitcoin mit der SegWit2x Hardfork womöglich in eine Spaltung und in Chaos rennt.Filed under: Deutsch
Source: Bitcoin Blog

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