BitFinex und Tether verklagen Wells Fargo

Die Dollar-Bitcoin-Börse BitFinex verklagt die Bank Wells Fargo. Der Grund ist, dass die Bank sich weigert, Überweisungen vorzunehmen, weshalb bis zu 180 Millionen Dollar auf einer taiwanesischen Bank feststecken.
Die Börse BitFinex und Tether haben beim Bezirksgericht Nord-Kalifornien eine Klage gegen die Großbank Wells Fargo eingereicht. Der Grund ist ein wenig vertrackst, weshalb zum Teil schon die schockierende, aber falsche Nachricht verbreitet wurde, dass Wells Fargo 180 Millionen Dollar eingefroren habe.
Folgendes ereignete sich, der Klageschrift zufolge: BitFinex und Tether – eine virtuelle Währung, die über die Firma Tether im Wert an den Dollar gekoppelt ist – arbeiten mit vier taiwanesischen Banken zusammen, um Fiatgeld aufzubewahren und zu versenden. Insgesamt sind dies derzeit 130 Millionen Dollar von BitFinex und 50 Millionen Dollar von Tether. Die vier taiwanesischen Banken kooperieren nun mit der Bank Wells Fargo, um internationale Transaktionen per SWIFT abzuwickeln. Damit sind BitFinex und Tether nicht direkt Kunde bei Wells Fargo, aber doch von der Bank abhängig, um Dollar an ihre Kunden auszuzahlen.
Mitte März hat Wells Fargo jedoch überraschend die taiwanesischen Banken in Kenntnis gesetzt, dass man künftig keine weiteren Transaktionen von BitFinex verarbeiten werde. Gründen hierfür werden ebenso wenig genannt wie Bedingungen, um die Kooperation wieder aufzunehmen. Trotz der Blockade von ausgehenden Zahlungen prozessiert Wells Fargo weiterhin eingehende Zahlungen an BitFinex.
Das Resultat ist, dass BitFinex derzeit zwar Dollar annehmen, aber nicht auszahlen kann. Die Klageschrift berichtet, dass es bereits zahlreiche Kundenbeschwerden gegeben habe und dass die Situation für die Börse existenzbedrohend sein kann. Eine weiteres Aussetzen von Auszahlungen wird das Vertrauen in die Firma untergraben. BitFinex fordert in der Klageschrift von Wells Fargo eine Entschädigung von 75.000 Dollar sowie die Wiederaufnahme des Zahlungsverkehrs. Das Gericht scheint BitFinex recht zu geben, auch wenn noch keine finale Entscheidung steht.
Für BitFinx ereignet sich der Vorfall zu einem günstig-ungünstige Zeitpunkt. Denn die Börse konnte erst vor einer Woche eine unglaubliche Erfolgsmeldung verkünden: Sie hat sämtliche BFX-Token zurückgekauft. Diese Token hatte BitFinex im August 2016 herausgegeben, nachdem ein Hacker in die Börse eingebrochen und rund 120,00 Bitcoins (damals etwa 60 Millionen Dollar) gestohlen hatte.
Um die Insolvenz zu vermeiden hatte BitFinex damals sämtliche Kundeguthaben um mehr als 30 Prozent gekürzt und den Kunden dafür BFX-Token gutgeschrieben, welche handelbar waren und von BitFinex zurückgekauft werden sollten, um die Schulden bei den Kunden zu bedienen. Nach nicht einmal einem Jahr ist dies gelungen, womit BitFinex die vermutlich innovativste Maßnahme zur Solvenz-Erhaltung im derzeitigen Finanzwesen geglückt ist. Das Vertrauen der Kunden war noch vor einer Woche auf einem neuen Rekordhoch. Bis die Börse nun erneut unter Druck gesetzt wird. Diesmal nicht von einem Hacker, sondern von einer Bank.
 Filed under: Deutsch
Source: Bitcoin Blog

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