Die Ukraine und Bitfury zeigen, wie Neuland aussehen kann! Die Agentur für eGovernance, eine Abteilung der Regierung, hat ein Memorandum mit Bitfury unterschrieben, das zum Startschuss des bisher größten und ambitioniertesten Einsatzes von Blockchain-Technologie in einer Regierung werden soll.
Am 13. April haben Oleksandr Ryzhenko, Chef der ukrainischen Staatsagentur für eGovernance, und Valery Vavilov, CEO von Bitfury, ein Memorandum unterschrieben. Dieses soll ein großes und weitläufiges Projektes beginnen, das fast die gesamte Datenverwaltung der ukrainischen Regierung auf die Blockchain bringen könnte.
Das “full-scale Blockchain eGovernance program” wird mit einem Pilotprojekt beginnen, Blockchain-Technologie für die ukrainische eGovernment Plattform einzusetzen. Die wichtigsten Bereiche der Regierung, die durch die Blockchain gestützt werden sollen, sind staatliche Register, die öffentliche Verwaltung, die Sozialversicherung, das Gesundheitswesen und der Energiebereich. Sobald das Pilotprojekt abgeschlossen ist, wird das Programm auf alle anderen Bereiche übergehen, darunter auch die Cybersecurity.
Die Blockchain-Technologie wird, neben anderen Vorteile, “helfen, die staatlichen Datenbanken gegen unerlaubte Eingriffe zu schützen, die Kosten für Bürger zu senken, die Gesamteffizienz zu erhöhen, mehr Investitionen in die Ukraine zu bringen, und dazu beitragen, die Korruption zu reduzieren,” so die Pressemitteilung von Bitfury.  “Unser Wille, die öffentliche Verwaltung zu reformieren, ist extrem stark,” kommentiert Ryzhenko, “Blockchain-Technologie hat bewiesen, dass sie eine gute Grundlage abgibt, um die Kosten zu reduzieren, die Effizient und Transparenz zu erhöhen und die Korruption zu bekämpfen. All das sind unsere Ziele. Daher sind wir bereit, Blockchain zum Teil der ukrainischen eGovernment Strategie zu machen.”
Hilfreich aus einer Vielzahl von Gründen
Für ein Land wie die Ukraine könnte es aus einer Vielzahl von Gründen tatsächlich enorm hilfreich sein, die Blockchain ins Regierungswesen einzuführen. So könnte das Land, das sich weiterhin nicht vollständig von der Wirtschaftskrise ab 2009 erholt hat, mit einer modernen öffentlichen Verwaltung Investoren anziehen, den IT-Sektor stärken und Ressourcen für mehr Wachstum freisetzen. Die Blockchain könnte auch dazu beitragen, dass die epidemische Korruption in der Ukraine – das Land gilt als der korrupteste Staat Europas und ist im globalen Korruptionsindex auf Platz 131 von 180 – nachlässt.
Darüber hinaus könnte sich die Regierung der Ukraine in einer schwierigen historischen Situation dank Blockchain-Technologie mehr Souveränität sichern. Das Land steckt geographisch nicht eben günstig zwischen einem Russland, das Appetit auf Grenzausdehnungen demonstriert hat, und einer EU, die zwar Geld und Mitgliedschaften verspricht, ansonsten aber grandios daran scheitert, den Lebensstandard in Osteuropa an die westeuropäische Verhältnisse anzugleichen. Dazu kommen noch mögliche Einflüsse durch die Nato oder die USA, die möglicherweise im Stillen versuchen, die Ukraine gegen Russland auszuspielen.
Die Situation ist politisch höchst instabil. Eine echte Blockchain-basierte Verwaltung von Regierungsdaten könnte dafür sorgen, dass die Datenbestände sprichwörtlich unveränderbar werden. Dies kann in vielerlei Hinsicht nützlich sein. Ein Beispiel sind die Grundbücher, die festhalten, welches Land wem gehört. Stehen diese einmal auf der Blockchain, wird es kaum mehr möglich, Grenzen unbemerkt zu verändern bzw. dies zu tun, es aber durch eine Machtübernahme zu vertuschen.
Ein Totalverlust der Autonomie?
Das Projekt mit Bitfury hat also ein großes Potenzial und könnte eine wundervolle Idee sein. Allerdings ist es schwierig, sich eine Umsetzung auszumalen, die nicht mit Bausch und Bogen in die Hose geht.
So könnte man sich vorstellen, dass Bitfury die Bitcoin Blockchain benutzt. Allerdings hat diese gar nicht die Kapazität, um sämtliche Daten, die eine Regierung produziert, zu speichern, und die Transaktionsgebühren allein würden den Betrieb der öffentlichen Verwaltung um ein vielfaches teurer machen. Dies scheint eine extrem ungünstige Variante zu sein. Möglich wäre es, dass Bitfury seine Rolle als “Blockchain Infrastruktur Provider” wörtlich nimmt und seinen Anteil von etwa 10 Prozent an der globalen Bitcoin Hashrate nutzt, um für seine Kunden kostenlos oder extrem günstig Transaktionen zu bilden. Dies jedoch würde die Regierung von Kiew abhängig von Bitfury machen, um den ganz normalen Regierungsbetrieb aufrechtzuerhalten.
Deutlich verheerender wäre jedoch die Vorstellung, dasss Bitfury eine privat aufgesetzte Blockchain nutzt, um die Regierungsdaten der Ukraine zu verwalten. Dies wäre faktisch lediglich ein anderer Name für einen Cloudspeicher für Regierungsdaten. Dass die Ukraine ihre Daten an die Blockchain einer Firma abgibt, die ihren Sitz in der US-Hauptstadt Washington hat und im allgemeinen dafür bekannt ist, recht enge Beziehungen zur US-Regierung zu haben, ist besorgniserregend. Man könnte es mit ein wenig Polemik die erste digitale Übernahme der Regierung eines anderen Landes nennen und einen Totalverlust der Autonomie fürchten.
Aber noch ist es nicht so weit. Die Zeit wird zeigen, was aus der Kooperation zwischen Bitfury und der Ukraine werden wird.Filed under: Deutsch Tagged: Bitfury, Blockchain, Ukraine
Source: Bitcoin Blog

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