Nach SegWit2MB haben wir mit Extension Blocks bereits den zweiten Vorschlag in dieser Woche, der die Blocksize-Krise lösen soll. Geschrieben wurde er von BitPay, Purse und einem Lightning-Entwickler. Die chinesischen Miner scheinen den Vorschlag zu mögen. Die Core Devs wirken zunächst irritiert, geben aber konstruktive Kritik.
Purse ist eine Plattform, über die man per Bitcoin bei Amazon bezahlen kann und dafür Rabatt bekommt. In Deutschland ist der Service leider nicht verfügbar. Hier dürfte Purse.io vor allem wegen bcoin relevant sein: bcoin ist eine NodeJS-Implementierung des Bitcoin Protokolls, die von Purse für die eigene Plattform entwickelt wurde. Neben btcd ist Bcoin der einzige Bitcoin Client, der nicht auf der C++ Codebase von Core beruht.
Bislang blieb Purse im Scaling-Streit weitgehend neutral. Nun tritt die Firma mit einem Vorschlag für eine Extension Blocks Softfork hervor, die, so Purse-CEO Andrew Lee, “das beste aus beiden Welten” verbindet. Unterstützung bekommt Lee dabei von BitPay-CEO Stephen Pair, Lightning-Miterfinder Joseph Pool sowie dem freien Entwickler Fedor Indutny. Wie es ausschaut, sind auch wichtige Miner wie Jihan Wu aufgeschlossen.
Per Softfork zu mehr Platz auf der Blockhain
Aber beginnen wir von vorne – mit dem Vorschlag. Auf Medium stellt Lee die Idee vor: “Das Ziel ist es, ein Zeichen dafür zu setzen, dass Bitcoin als globale Währung nicht nur von jedem genutzt werden, sondern dabei auch den Geist von Innovation und Freiheit bewahren kann. Wir sind überzeugt, dass wir diese Aspekte des Bitcoin-Ökosystems mit Extension Blocks bewahren können.”
Die Idee von Extension Blocks geht auf den Core Dev Johnson Lau (2013) zurück. Extension Blocks liegen effektiv am Ende eines Blocks und sind nur für Miner und Nodes sichtbar, wenn diese per Softfork ein Upgrade eingespielt haben. So ähnlich wie SegWit die Signaturen von Transaktionen in einen Anbau-Block schiebt, schaffen Extension Blocks außerhalb der konventionellen Blocksize mehr Platz, ohne dafür die Integrität der bisherigen Blockchain zu beeinträchtigen. Sprich: Nodes, die keine Extension Blocks sehen wollen, genießen weiterhin eine 1 MB Blocksize, während diejenigen, die mehr wollen, größere Blöcke haben.
Anders gesagt: Wie SegWit funktionieren Extension Blocks als weniger disruptive Softfork, während sie zugleich mehr und flexibler vergrößerbaren Freiraum für Transaktionen schaffen und ebenfalls den Malleability Bug für Transaktionen in den Extensions-Blocks beseitigen. Als Bonus verhindern die Extensions Blocks einen potentiellen Angriff auf Lightning, wie die Ausarbeitung auf github erklärt.
Geschrieben wurde der Vorschlag von Andrew Lee von Purse.io mithilfe von Stephen Pair, CEO von BitPay, sowie Joseph Poon, Mitautor des Lightning-Whitepapers sowie dem Entwickler Fedor Indutny.
Gute Pressearbeit!
Die Extension-Blocks wurden bereits als Prototyp für bcoin geschrieben; eine Version für das Bitcoin Testnet wird für die nächsten Wochen angekündigt. Der Vorschlag ist, so Lee, das Ergebnis eines “transparenten Community-Prozesses mit der Teilnahme von Stakeholdern des Ökosystems, darunter User, Miner und Unternehmen.”
Die Veröffentlichung wurde von einer gut orchestrierten Pressearbeit begleitet. Nahezu simultan schrieben sowohl Coindesk als auch die Forbes über die Extension Blocks.
Laut der Forbes kommentiert Lee die Idee mit den Worten “sie gibt jeder, was er will.” Stephen Pair von BitPay sagt dem Magazin, “Ich denke, es ist eine gute Idee. Es ist ein Weg, sanft die Möglichkeiten des Netzwerks zu verbessern und Experimente zu ermöglichen, ohne die Blockchain zu gefährden.” Allerdings räumt Pair ein, dass die Extension Blocks noch einige Zeit getestet werden müssen.
Core Entwickler Eric Lombrozo äußerte sich gegenüber der Forbes jedoch weniger begeistert: “Meine größte Sorge ist, dass es, selbst wenn man annimmt, dass es im Prinzip funktioniert, noch vieles braucht. Reviews, Implementierungen, Tests, die Überzeugung des Ökosystems, Support für bestehende Anwendungen und Libraries …”
Sogar Jihan Wu mag es
Unter den Minern scheinen die Extension Blocks jedoch gut anzukommen. Jihan Wu, Chef von BitMain und mächtigster Unterstützer von Bitcoin Unlimited, twitterte kurz nach der Veröffentlichung der Idee: “Ich liebe es. Es ist kompatibel mit BU.”

I love the extension block proposal. It is compitable with BU. https://t.co/GWP1wRsRva
— Jihan Wu (@JihanWu) April 4, 2017

Damit bestätigte Jihan Wu, was Emin Gun Sirer, Cornell Professor und Blockchain-Forscher, der Forbes geschrieben hatte: “Dieser Zug ist technisch sehr clever und politisch brillant.” Denn Extension Blocks liefern eigentlich alles, was die Small Block Seite möchte – eine Softfork und die Grundlagen für Lightning – kommt aber auch dem Wunsch der Big Block Seite nach mehr Raum für Transaktionen nach. Es ist schwer, dagegen zu sein.
Indem Jihan Wu nun diesen Vorschlag mag, verwirrt er manch einen, der annahm, dass der mächtige chinesische Miner SegWit blockiert, weil er gegen das Lightning Netzwerk ist. Dies sei falsch, twittert Wu: Die Miner lieben Lightning.

Let me correct a FUD: miners love LN. LN makes bitcoin price higher, and miners love bitcoin sold at high price, hence miners love LN.
— Jihan Wu (@JihanWu) April 4, 2017

Verhaltene Reaktion bei den Core Entwicklern – aber, immerhin, konstruktive Kritik
In der Bitcoin-Mailing-List begann Luke-jr die Diskussion der Extension Blocks. Der Core Entwickler mit Commit-Rechten schreibt: “Es ist ein relativ komplizierter Vorschlag, der einiges an zusätzlicher technischer Schuld (technical dept) und Komplexität im Vergleich zu sowohl BIP141 und Hardforks nach sich zieht.” Vorteile biete es im Vergleich zu den anderen Lösungen hingegen nicht.
Dennoch findet Luke-jr den Vorschlag sehr interessant “und zum größten Teil auch technisch solide”, und er erkennt darin das Potenzial, neue Entwicklungen wie MimbleWimble zu ermöglichen. Luke-jr tut sich schwer mit seiner Kritik, da manches, was an den Extension Blocks unschön ist, auf ihre Implementierung als Softfork zurückgeht und damit auch auf SegWit zutrifft. Anstatt das Konzept fundamental zu kritisieren, übt sich der Entwickler in konstruktiver Kritik, stellt einige Fehler im Proposal heraus und gibt Hinweise, was man verbessern kann.
Relativ ähnlich reagiert Johnson Lau, der 2013 als erstes die Idee von Extension Blocks hatte. Er ist etwas enttäuscht, dass seine im Januar 2017 vorgestellte Überarbeitung des Konzepts offenbar nicht berücksichtig worden ist, hält sich ansonsten aber auch an konstruktive Kritik.
Extension Blocks lässt die übliche Kritik, mit der Core bisher jeden Vorschlag für mehr Platz auf der Blockchain, der über SegWit hinausgeht, grundsätzlich zurückgewiesen hat, auflaufen. Es könnte sein, dass es dem Vorschlag von Purse gelingt, den Graben zwischen den beiden Lagern zu überbrücken und damit die Blockade, in der Bitcoin derzeit ist, aufzulösen.
Aber dies bedeutet nicht, dass nicht noch einige Monate ins Land ziehen müssen, bevor über eine Aktivierung auch nur nachgedacht werden kann …Filed under: Deutsch Tagged: Blocksize, Softfork
Source: Bitcoin Blog

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